Brauchen wir Strafen im Training?

Veröffentlicht am 23. April 2023 um 16:18

Brauchen wir wirklich Strafen im Training?

 

Wenn man sich mal die „Hunde-Bubble“ auf den verschiedenen Social-Media-Kanälen anschaut, bekommt man als Hundebesitzer viele verschiedene Informationen.

Leider auch viele veraltete Informationen.

Dort wird dann blocken, korrigieren, Grenzen setzen und „du musst führen, sonst führt der Hund“ empfohlen und als einzig gute Methode vermittelt, da Hunde das ja untereinander auch so machen und nur das artgerecht ist.

Schauen wir uns das mal genauer an:

 

Wenn wir uns mit dem Thema Strafen befassen, stoßen wir zwangsläufig auf die 4 Lernsäulen bei der Operanten Konditionierung (Lernen an der Konsequenz)

 

  • Positive Verstärkung

(etwas angenehmes wird hinzugefügt)

  • Negative Verstärkung

(etwas unangenehmes wird entfernt)

  • Positive Strafe

(etwas unangenehmes wird hinzugefügt)

  • Negative Strafe

(etwas angenehmes wird entfernt)

 

Strafen lassen sich niemals 100% vermeiden. Selbst wenn wir unsere Fellnase mal ignorieren müssen, ist das genau genommen schon eine Strafe (negative Strafe) und ist mit dem Gefühl des Frusts verbunden.

Strafen gehören also dazu. 

Strafen sind auch wirksam, keine Frage. Aber nicht nachhaltig, nicht sicher und bieten viel Risiko für Fehlverknüpfungen.

Gehen wir nochmal etwas tiefer in die Sache rein:

Hunde lernen immer! Und Hunde verknüpfen viel viel mehr miteinander, als wir denken.

Kannst Du immer garantieren, dass nichts falsches mit verknüpft wird?

Kleines Beispiel:

Du läufst mit deinem Hund durch den Wald, vor dir läuft eine Familie mit Kind, ein Pärchen mit einem aufgeregten Hund kommt dir entgegen und hinter dir rauscht ein Fahrradfahrer an und klingelt kurz hinter dir. In genau diesem Moment korrigierst du deinen Hund mit einem Zwicken in die Flanke, weil er schon „die Ärmel hoch rollt“ wegen des entgegenkommenden Hundes…..

Was kann passieren?

Dein Hund verknüpft all das mit deiner Korrektur. Er bringt die Familie mit Kind damit in Verbindung, den Radfahrer mit der Klingel und den Wald. Und wahrscheinlich noch das Rascheln der Blätter und vieles mehr.

Im schlechtesten Fall lösen Kinder, Radfahrer etc ab dem Zeitpunkt schon ein doofes Gefühl bei deinem Hund aus, welches in unerwünschtem Verhalten enden kann.

Das war aber ja gar nicht deine Absicht. 

Gleiches Beispiel, aber nun korrigierst Du deinen Hund nicht sondern bietest ihm Alternativverhalten an….in dem Moment wo dein Hund den anderen Hund wahr nimmt, aber noch relativ ruhig ist belohnst du ihn schon mal.  Danach bietest Du ihm dann Ausweichen und/ oder Schnüffeln an, welches er dankend annimmt. Der aufgeregte Hund läuft an euch vorbei während deiner genüsslich „Zeitung liest“. Der Radfahrer fährt klingelnd an euch vorbei und das Kind tobt weiter weiter vorne.

Was passiert:

Auch hier wird er alles miteinander verknüpfen. Logisch. Aber auch so negativ wie bei der Korrektur? Ich glaube nicht. Denn zu keinem Zeitpunkt erfährt er hier was negatives von uns (bzw. keine positive Strafe)… und trotzdem haben wir ihm eine Grenze gesetzt, ihn korrigiert indem wir ihm gezeigt haben, was er stattdessen tun kann.

 

Aber können wir so den Hund wirklich erziehen und er akzeptiert uns als „Rudelführer“?

 

Ich habe das bewusst in „“ gesetzt, denn das ist eine völlig veraltete und widerlegte Theorie.

Aber ja, das können wir.

Durch den bewussten Verzicht der positiven Strafe sind wir niemals unberechenbar für unseren Hund, geben ihm immer ein gutes Gefühl und sind immer der „sichere Hafen“… einfach gesagt: jemand, dem man gerne folgt und respektiert.

 

Wir müssen nicht versuchen, hündisch zu kommunizieren. Dazu sind wir rein anatomisch eh nicht in der Lage.

Wir müssen unseren Hund verstehen und ihm durch gutes, bedürfnisorientiertes Training vermitteln, was in unserer Menschenwelt erlaubt ist und was nicht.

Wenn wir die Bedürfnisse des Hundes erkennen und ins Training einbauen ist das viel artgerechter als zu versuchen, mit blocken, picksen, rucken etc hündisch zu kommunizieren….


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