Die Trainingsmethoden für die Leinenführigkeit

Veröffentlicht am 28. März 2023 um 16:53

Leinenführigkeit ist tatsächlich eine „Baustelle“ von vielen Hunden und ein Thema, welches uns Hundetrainern häufig begegnet.

 

 

In erster Linie ist es total unnatürlich für unsere Hunde an der Leine zu laufen.

Sie müssen sich an unsere Geschwindigkeit anpassen, können nicht so frei kommunizieren und sind wortwörtlich an uns gebunden. Dennoch ist es absolut notwendig.

Wenn wir jetzt trainieren sollten wir das im Hinterkopf haben und auch, dass es total anstrengend ist, permanent auf uns Menschen zu achten.

 

Es gibt so viele verbreitete Methoden und ich möchte mal die gängigsten davon unter die Lupe nehmen und meine Gedanken dazu mitteilen.

 

Als Erstes sollte gesagt werden: Jeder definiert Leinenführigkeit anders. Für die einen ist es okay, wenn der Hund vorne, links, rechts, vor und zurückläuft. Hauptsache, die Leine ist nicht auf Spannung. Andere definieren das als: der Hund muss neben mir laufen oder hinter mir. Natürlich immer an lockerer Leine oder noch wieder ganz anders.

 

1. Stehen bleiben, sobald Zug auf der Leine ist

Was soll dem Hund damit vermittelt werden? Wenn Du ziehst, geht es nicht weiter. Vom Prinzip einfach. Aber jeder, der die Methode mal getestet hat, wird Folgendes festgestellt haben:

Der Hund zieht, wir bleiben stehen. Der Hund schaut (im besten Fall) zu uns, verringert den Abstand, die Leine lockert sich. Wir gehen weiter und sofort zieht der Hund wieder….

Warum?

Wir haben dem Hund damit zwar gezeigt, was wir nicht möchten, wenn überhaupt, aber NICHT, was wir stattdessen möchten. Der Hund lernt zwar, wenn Zug auf dem Halsband oder Geschirr ist, bleiben wir stehen. Aber er lernt dabei nicht, entspannt in einem von uns definierten Radius, an der lockeren Leine zu laufen. Fair? Verständlich? Ich weiß ja nicht…..

 

2. unangekündigter Richtungswechsel

Das soll dem Hund beibringen, immer die Aufmerksamkeit bei uns Menschen zu haben und sobald Zug auf der Leine ist, geht es nicht weiter in diese Richtung.

Er hat aber auch in diesem Fall NICHT gelernt, was wir stattdessen haben möchten.

Wir sind nur unberechenbar für unseren Hund geworden. Stellt Euch mal folgendes vor:

Ihr geht mit Eurem Partner/ Freundin etc. einen Schaufensterbummel machen. Aus der Ferne siehst Du schon ein Schaufenster, welches Dich brennend interessiert und bist abgelenkt. Läufst vielleicht schon etwas schneller in diese Richtung. Plötzlich wirst Du rumgerissen und in die andere Richtung gezogen. Keine schöne Vorstellung, oder? Was wirst Du daraus lernen? Entweder wirst Du Deinen Partner an maulen (das würde ich tun) oder Du wirst kleinlaut nichts machen und versuchen, Dich nicht mehr ablenken zu lassen.

Ziemlich unfair, wenn Ihr mich fragt.

 

3. das körpersprachliche Blocken

Sobald der Hund eine von uns definierte Grenze überschreitet, drehen wir uns frontal in ihn rein, versperren ihm den Weg und um das nochmal deutlicher zu machen, gehen wir noch einen Schritt auf ihn zu und drängen ihn zurück. Oder die abgeschwächte Form: wir stellen uns einfach in den Weg.

Soll dem Hund deutlich machen, dass er eine bestimmte Grenze nicht überschreiten darf und nicht an uns vorbeigehen darf. Er hat aber auch in dem Fall NICHT gelernt, was er stattdessen tun soll. Er hat nur gelernt, was er nicht darf, dass der Mensch bedrohlich sein kann und unberechenbar. Er wird wahrscheinlich hinter Dir laufen, aber eher um die Strafe zu vermeiden und nicht weil er es möchte.

Das Argument, dass Hunde das untereinander auch so machen, zieht für mich nicht. Wir sind keine Hunde. Basta

 

4. der Leinenruck

Sobald Zug auf der Leine ist, gibt es den Leinenruck oder nett gesagt: „den Impuls“, „Zubbeln“… Egal ob Leinenruck oder Leinenimpuls…. Es soll dem Hund sagen: Zug auf der Leine bedeutet ein Ruck an deinem Hals (Meistens wird diese Methode am Halsband empfohlen und auch ein Zubbeln oder der Impuls sind ein Ruck). Der Hund lernt auch da nur was er NICHT machen soll. Er wird auf lange Sicht, wenn er denn überhaupt verstanden hat, was Du ihm damit sagen möchtest, vielleicht weniger ziehen. Aber nur allein aus dem Grund: er möchte das Unangenehme, den Schmerz und/oder Schreck durch den Ruck, vermeiden.

 

5. Leinenführigkeit durch positive Verstärkung

Soll dem Hund zeigen, was wir möchten. Was er tun darf. Er darf sich in einem von uns gesetzten Radius bewegen und solange er dieses tut, wird er immer mal wieder belohnt. Verlässt er diesen Bereich laden wir ihn ein wieder in den Radius zu kommen und belohnen wieder, wenn er da bleibt.

Er lernt, was er machen soll und dass es auch total angenehm und toll ist bei seinem Menschen zu laufen.

Dieses Verhalten lohnt sich extrem für ihn, also wird er das auch öfter zeigen.

 

Die ersten 4 Methoden haben alle eins gemeinsam:

Es wird über Strafe gearbeitet und die Leinenführigkeit durch Meideverhalten hervorgerufen.

Die Hunde werden auf lange Sicht nicht mehr ziehen, weil sie einfach unangenehmes vermeiden wollen. Und auch wenn der Hund hinterher belohnt wird, es ändert nichts an der Strafe… Es wird versucht über Strafe das Verhalten zu unterdrücken, zu löschen, um danach das erwünschte Verhalten zu verstärken.

Die 5 Methode funktioniert über positive Verstärkung. Dort wird auf Strafe verzichtet. Das Ziehen wird durch Einladung zu uns unterbrochen, oder einen angekündigten Richtungswechsel, und das Laufen an lockerer Leine immer wieder verstärkt.

Der Hund lernt: Laufen an lockerer Leine ist lohnenswert, bei seinem Menschen passieren tolle Dinge und wird dieses Verhalten öfter zeigen. Denn Verhalten, welches sich für den Hund lohnt, wird öfter gezeigt.

 

Für mich ist ganz klar, was ich möchte. Ich möchte dem Hund zeigen, was er darf und mich nicht auf Verbote konzentrieren. Wie sieht es bei Dir aus?

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